In meiner Kindheit und Jugend hatte ich mich öfters darüber geärgert, wenn meine Eltern meiner Ansicht nach übervorsichtig waren. Ich sollte zur vereinbarten Zeit wieder zu Hause sein, ich sollte mich vor diesem oder jenem in Acht nehmen, ich sollte anrufen, wenn ich angekommen bin und so weiter. Früher habe ich das nie so richtig verstanden, weshalb sie so besorgt waren, und warum ich nicht einfach mein Ding machen konnte. Die Erkenntnis kam schliesslich schlagartig in dem Moment als meine erste Tochter das Licht der Welt erblickte. In dem Moment, in dem ich dieses hilflose, wunderschöne kleine Wesen zum ersten Mal mit eigenen Augen sah, verstand ich urplötzlich meine Eltern und ihre Vorsicht und Fürsorge. Meine Frau und ich haben dieses Leben ermöglicht und sind dafür verantwortlich. Ein unbeschreibliches Band der Liebe verbindet uns mit unserer Tochter. Es wurde mir klar, wie wertvoll und zerbrechlich das Leben ist.
Die Befürchtung wuchs in mir, dieser Verantwortung nicht gerecht werden zu können. Was, wenn sich das Kind verletzt oder gar sterben sollte und ich es nicht verhindern kann? Ich habe doch die Verantwortung für das Wohlergehen meiner Tochter. Diese Angst kennen sicher viele Eltern. Dabei ist das nur ein Beispiel von vielen. Angst ist generell sehr präsent in der heutigen Zeit. Die vordergründigen Ursachen der Angst sind dabei vielfältig. Hinter jeder Angst steckt ihre eigene Geschichte.
Ich möchte hier eine grundlegende Unterscheidung machen. Es gibt eine akute Angst (Furcht) und eine unbestimmte Angst. Schauen wir mal, was es mit den beiden auf sich hat.
Akute Angst
Die akute Angst hat einen zentralen Nutzen, nämlich das Überleben zu sichern. Sie hilft uns in akuten Gefahrensituationen, blitzartig zu reagieren. Dies kann uns das Überleben sichern, zum Beispiel bei einem drohenden Autounfall. Dies war für unsere Vorfahren sehr wichtig, ist aber auch heute noch von Bedeutung für Menschen, die in der Wildnis oder nur schon ausserhalb der so genannten Wohlstandsgesellschaft leben. Das klassische Beispiel einer solchen akuten Bedrohung ist der Angriff eines wilden Tieres. Aber auch in unserer modernen Gesellschaft können solche Ängste ausgelöst werden, zum Beispiel wenn man die Kündigung erhält, Insolvenz anmelden muss oder eine Steuerrechnung erhält, die man nicht begleichen kann. Auf ein solches Ereignis reagiert man instinktiv entweder mit Kampf, mit Flucht oder mit Totstellen.
Unbestimmte Angst
In der modernen Zivilisation gibt es weniger dieser akuten Bedrohungen, dafür entstanden neue Ängste. Diese sind eher struktureller Natur und zeichnen sich dadurch aus, dass sie lediglich in unserer Vorstellung existieren. Es sind heute weniger konkrete Einzelereignisse, die uns Angst machen, sondern eher Entwicklungen oder latente Gefahren. Dazu gehören zum Beispiel die Angst vor Terrorismus, vor Überfremdung, vor dem Jobverlust, vor dem Verlust der Existenzgrundlage, vor Krankheiten, vor dem Tod, vor Kontrollverlust oder vor dem Verlust der Freiheit.
Auswirkungen
Die Angst kann lähmend wirken, nach dem Motto: „Starr vor Angst“. Sie kann aber auch mobilisierend wirken. Denn wie wir wissen, verleiht Angst manchmal richtiggehend Flügel.
Unbegründete und übertriebene Angst macht uns auch in hohem Masse kontrollierbar und gefügig. Angst in konkreten Gefahrensituationen kann uns das Leben retten. Ein Leben in permanenter Angst hingegen macht uns krank und nimmt uns die Lebenskraft. Wenn Du Dich ausreichend vor den unbestimmten Ängsten lösen kannst, dann kannst Du auch wieder ein viel selbstbestimmteres Leben führen und wieder mehr Lebensqualität geniessen.
Gehen wir also weg von der Angst. Aber wohin denn? Die Bewusstseinsskala von David Hawkins kann uns dabei Orientierung geben. Wenn wir uns im linken Teil der Skala, also unter 200, befinden, dann sind wir im Mangel oder im Zwang. Diese Energie strahlen wir aus und Entsprechendes ziehen wir damit auch an. Das Leben ist schwer, gefährlich, bedrohlich, ein Kampf. Schaffen wir es, in die höheren Ebenen des Bewusstseins zu kommen, werden wir auch diese Energien ausstrahlen und das in unser Leben ziehen, was auf unserer höheren Frequenz ist. Wir sind dann im Bereich der Fülle oder der Stärke. Das Leben wird unbeschwerter, leichter und die Dinge laufen plötzlich einfach. Der Mut ist dabei das Tor zu diesen Bewusstseinsebenen. Deshalb möchte ich Dich einladen, Dich auf den Weg dorthin zu machen. Wie Du auf der Skala siehst, gibt es zwischen Angst und Mut noch Zwischenstufen. Du befindest Dich nicht ausschliesslich und in jedem Kontext in einem einzigen Abschnitt der Skala. Wahrscheinlicher ist es, dass Du je nach Situation zwischen drei nebeneinanderliegenden Bereichen unterwegs bist.
Wie komme ich zu Mut?
Wenn Du hauptsächlich auf der Stufe der Angst bist, ist der direkte Sprung hin zum Mut eher unrealistisch. Nur schon eine Ebene aufzusteigen kann schwierig sein. Jede Stufe legt eine gewisse Basis für die darüberliegenden. Diesen Weg allein zu gehen ist sehr schwer. Mit Unterstützung geht das viel effizienter – vorausgesetzt, Du bringst den Willen zur Veränderung mit. In einem Coaching kann ich Dich dabei begleiten, herauszufinden, was Dich auf der aktuellen Stufe festhält, und wie Du zur nächsten kommen kannst.
Trotzdem möchte ich Dir noch einen konkreten Tipp für mehr Mut im Leben geben. Am besten gehst Du es pragmatisch an: Übung macht den Meister. Taste Dich langsam heran, indem Du Dich Situationen stellst, die etwas Mut erfordern. Komm dabei etwas aus Deiner Komfortzone, aber nicht zu weit. Wenn Du Dich zu weit aus dem Fenster lehnst, kann das wieder lähmend wirken.
Du kannst Deine Grundstimmung anheben, in dem Du mit positiven Affirmationen arbeitest. Dadurch wird es Dir immer etwas leichter fallen, Mut aufzubringen in einer Situation. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber steter Tropfen höhlt den Stein. In meinem Podcast findest Du eine 30-minütige Folge mit positiven Affirmationen und einer kurzen Erklärung dazu.
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