Unterbewusstsein für Kopfmenschen
Aktualisiert: 17. Dez. 2020
Jahrelang nur Verstand
Viele Jahre habe ich auf der Bank und später im Datenbereich gearbeitet. Die Arbeit war oft sehr spannend. Die Tätigkeiten waren dabei fast ausschliesslich kognitiv. Da ich technisch affin bin, Spass am Analysieren und auch am Programmieren habe, hat mich das lange nicht gekümmert. Erst über die Jahre ist mir klar geworden, dass der Verstand nicht alles ist, um das sich das Leben dreht oder drehen sollte. Als ich körperliche Beschwerden bekam, merkte ich plötzlich wieder, dass ich ja auch einen Körper hatte. Und als dann noch emotionale und psychische Schwierigkeiten hinzukamen, wurde ich mir auch meiner Innenwelt wieder bewusst.

Als eingefleischter Kopfmensch fiel es mir schwer, Zugang zu meiner emotionalen und seelischen Ebene zu bekommen. Nur was wissenschaftlich zigfach belegt war, konnte existieren – so meine Denke damals. Mich der Spiritualität zu öffnen, fiel mir als überzeugter Atheist auch sehr schwer, weil ich es irrtümlicherweise mit Religion in Verbindung brachte. Berichte von Nahtoderfahrungen oder Untersuchungen von angeblichen Reinkarnationen gaben für mich hier mehr griffige und nachvollziehbare Substanz.
40 Millionen Bits pro Sekunde

Wenn man jemanden für etwas Neues begeistern will, holt man ihn am besten erst mal dort ab, wo er sich wohl fühlt. Auf diese Weise bekam ich den Zugang zum Unterbewusstsein und den Schätzen, die darin verborgen liegen. Unser Dozent im Coaching hatte auch einen technischen Hintergrund und konnte mich dadurch so genial dort abholen, wo ich war. Der Türöffner war für mich der Moment, als er die Leistungsfähigkeit des Wachbewusstseins dem Unterbewusstsein gegenübergestellt und in Bits pro Sekunde angegeben hat. Das Wachbewusstsein hat eine drollige Bandbreite von gerade mal 40 Bits pro Sekunde. Die Leistung des Unterbewusstseins beträgt dagegen satte 40 Millionen Bits pro Sekunde. Das ist in etwa das Verhältnis der Geschwindigkeit einer Schnecke zur Geschwindigkeit eines MiG-31 Kampfjets. Das hat mir die Augen dafür geöffnet, wie wichtig das Unterbewusstsein ist.
RAM und Harddisk
Die Kehrseite ist, dass Wissen, Weisheit und Energie aus dem Unterbewusstsein nicht so zackig abgerufen werden können wie das kognitive Wissen im Wachbewusstsein. Da kam mir die Idee einer digitalen Analogie, was gleichsam ein lustiges Wortspiel ist. Ich habe die technischen Komponenten eines Computers als Stellvertreter gewählt. Der Arbeitsspeicher mit wenig Speicherplatz und hoher Geschwindigkeit steht für das Wachbewusstsein und die Festplatte mit viel Speicherplatz und niedriger Geschwindigkeit für das Unterbewusstsein.

Das RAM enthält gerade die Daten, die aktuell zum Steuern des Computers von zentraler Bedeutung sind: Starte die Textverarbeitung, rufe die Mails ab, öffne diese Webseite. Durch die Geschwindigkeit des Arbeitsspeichers laufen diese Prozesse schnell und effizient ab. Die Harddisk enthält alle Daten, die gesamthaft auf dem Computer vorhanden sind. Auf dieser Festplatte des Unterbewusstseins sind alle Erfahrungen, Erlebnisse, Prägungen und das Vegetative abgespeichert. Hier hat es ausreichend Platz, allerdings kann es schon mal etwas Zeit brauchen, bis man die Datei gefunden hat, die man sucht. Wenn man das Gedankenexperiment noch etwas weiterzieht, könnte man das Internet als Analogie des kollektiven Bewusstseins betrachten, mit dem die einzelnen Unterbewusstseins-Harddisks verbunden sind. Je nachdem wie gut die einzelne Festplatte gepflegt wurde, ist der Zugang zum kollektiven Bewusstsein besser oder schlechter.
Früher machte ich mir immer einen Stress, wenn ich etwas in meinem kognitiven Wachbewusstsein nicht finden konnte, von dem ich der Meinung war, es sofort abrufen können zu müssen. Ich dachte ich müsste immer alles präsent haben un